Aufwendig, aber sauber: Zunehmende Umweltauflagen wecken das Interesse der Reeder an Liquefied Natural Gas (LNG) als Treibstoff. Dual-Fuel-Antriebe sind nicht nur für Neubauten eine Option – nach Überzeugung von Retrofit-Experten ist die Umrüstung auf LNG auch für bereits fahrende Schiffe interessant.
Noch gibt es zahlreiche Frachtschiffe, die selbst hinter dem Horizont an einer gelblich schimmernden Abgaswolke aus der Verbrennung von schwefelhaltigem Schweröl erkennbar sind. „Schweröl wird in der Schifffahrt seit den 1950er-Jahren eingesetzt, weil es einfach kostengünstig ist“, sagt Jörn Holst, Technical Director der German Dry Docks AG (GDD) in Bremerhaven. Auf Nord- und Ostsee ist die Verwendung des Raffinerie-Rückstandes mit bis zu 6 Prozent Schwefelgehalt jedoch bereits seit 2015 nicht mehr zulässig: In der sogenannten Sulphur Emission Controlled Area (SECA) darf Schiffstreibstoff höchstens 0,1 Prozent Schwefel enthalten. Deswegen müssen die Reeder auf erheblich teureres Marine-Gas-Öl (MGO) ausweichen oder Abgasreinigungsanlagen installieren lassen, wie sie in Kraftwerken zur Rauchgas-Entschwefelung eingesetzt werden. „Deshalb wird es für Reeder zunehmend interessant, Flüssigerdgas als Treibstoff einzusetzen“, erläutert Holst. LNG kostet kaum mehr als Schweröl und verursacht keine Schwefel-Emissionen; außerdem entstehen bis zu 85 Prozent weniger Stickoxide.
Die deutsche Schiffbauindustrie gilt als führend in der Entwicklung von Einsatzmöglichkeiten für LNG-Antriebe. Während sich Großwerften wie Meyer in Papenburg auf den Einsatz von LNG bei Neubauten konzentrieren, richten Retrofit-Experten wie die German Dry Docks AG das Augenmerk auf die Umrüstung bereits fahrender Tonnage.